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Peter Ilnyzckyj - Vater des Tischtenniskreises

Ein Nachruf auf unseren langjährigen Kreiswart.

(von Norbert Freudenberger & Christian Bitsch)

Mit der Familie trauerte um seinen langjährigen Kreiswart Peter Ilnyzckyj (TSV Höchst) der Tischtennis-Kreis Odenwald nach dem 12.06.2002. Nur fünf Tage nach dem Kreistag verstarb der 53-jährige auf seiner Arbeitsstätte, zwei Jahre nach einer schweren Herzoperation für alle völlig unerwartet. Wer Peter beim Kreistag 2002 noch gesehen und dort seine bewegende Rede gehört hatte, mit dem Dank für die Unterstützung des Vorstandes und der Vereine während seiner zweijährigen Abwesenheit, wird diese wohl nie mehr vergessen und zeigte vor allem auch,  mit wie viel Herz und Engagement er seinen Posten ausfüllte.

Im Sommer 2000, wenige Tage vor dem damaligen Kreistag erlitt Peter einen Schwächeanfall, in dessen Folge ein Herzklappenfehler festgestellt wurde. Peter musste kurzfristig zweimal operiert, sein angeschlagenes Herz durch einen Schrittmacher unterstützt werden. Danach erholte er sich wieder zusehends, bis ihn ein Rückschlag auf dem Weg zum nächsten Kreistag im Juni 2001 wieder etwas zurückwarf. Nach einem erneuten längeren Krankenhausaufenthalt schien sich Peter wieder zu fangen und konnte schließlich bei der Kreisvorstandssitzung am 27.Mai 2002 in Langen-Brombach und beim Kreistag in Haingrund am 07.06.2002 wieder mit allem Elan und Engagement bei der Sache sein.

Auch im Berufsleben (Sparkasse Erbach seit 1966) war er nach etappenweißem Einstieg ab Mai dieses Jahres als Leiter des Kreditsekretariats wieder voll aktiv.

Doch nur fünf Tage nach dem Kreistag 2002, auf dem er wieder der Alte zu sein schien, eine bewegende Rede hielt und von den Sportkameraden aus ganz Südhessen wieder in ihrer Mitte begrüßt wurde, verstarb Peter plötzlich und unerwartet am 12.Juni 2002 auf seiner Arbeitsstätte. Er hinterließ seine geliebte Frau Lucie und die beiden erwachsenen Söhne Rafael und Robert.

Bereits als 25jähriger begann Peter im Jahre 1973 mit dem ehrenamtlichen Funktionärswesen im Tischtennis. Von 1973 bis 1985 war er im Hessischen und ab 1979 bis 1985 auch im Deutschen Lehrausschuss tätig. In beiden Gremien arbeitete Peter als rechte Hand des Vorsitzenden Werner Heissig und war hauptsächlich zuständig für die Organisation dieses Bereiches. Er war es auch, der zusammen mit Heissig eine einheitliche Struktur in der Trainerausbildung entwarf und gleich 1973 für die Konzeption einer C-Lizenz-Ausbildung verantwortlich zeichnete. Später auf Bundesebene war er federführend bei der Konzeption einer einheitlichen B- und A-Lizenz-Ausbildung. Gemeinsam mit dem langjährigen Hessischen Verbandstrainer Jürgen Lieder und dem heutigen HTTV-Cheftrainer Helmut Hampl erwarb Peter bei den ersten Lehrgängen die B-und auch A-Lizenz.  

Seit 1975 war Peter Ilnyzckyj über die Dauer von 27 Jahren Kreiswart des Odenwaldkreises. Er wurde in dieser Funktion neunmal wieder gewählt, davon siebenmal einstimmig. Seine letzte Wahl erfolgte in Abwesenheit am Kreistag 2001 in Gammelsbach. Bis 1989 war er zudem auch noch Kreiskassenwart und bis 1992 zusätzlich auch noch Lehrwart des Kreises. In seiner unnachahmlichen Art gelang es ihm ohne große Probleme, Mitarbeiter aus dem gesamten Kreisgebiet für die Vorstandsarbeit für die Kreisvereine zu gewinnen: „Ach das ist ja nicht so viel Arbeit, das könntest Du doch mal machen, ich helf' Dir auch dabei“ war oft Ausgang für die Tätigkeit der meisten heutigen Vorstandsmitglieder. Dabei führte er die ehrenamtlichen Mitarbeiter im Kreisvorstand immer ehrlich und hilfsbereit. Streit mit Peter war für alle vollkommen unvorstellbar. Besserwissertum und Nörgelei waren ihm ebenso fremd wie Überheblichkeit und Arroganz.

Auch als aktiver Spieler war er eine zuverlässige Bank beim TSV Höchst - dem Heimatverein des heutigen Nationalspielers Timo Boll - bis zu seiner Operation 2000, auch übernahm er zweimal die Funktion des Abteilungsleiters in den 70er-Jahren und zuletzt noch einmal von 1997 -99. Bis zu seinem Lebensende war er vor allem auch noch in der Nachwuchsförderung als Betreuer der zahlreichen Höchster Nachwuchsteams im Einsatz. 

Bei vielen seiner Entscheidungen auf Vereins- aber auch auf Kreisebene bewies er seinen Weitblick. So war es auch er, der vor 20 Jahren das Kreisleistungszentrum in Bad König gründete, lange bevor leistungsstarke Kreise an die Einrichtung einer solchen Fördereinrichtung für die Jugend dachten. Nach zwei Jahren eigener Leitung dieser Talentschmiede im Odenwald, übergab er das Training hier an seinen Nachfolger Horst Bitsch. Viele Erfolge des Odenwälder Nachwuchses, die gerade in den letzten Jahren verstärkt auf Bezirks- und Verbandsebene auf sich aufmerksam machen konnte, wären ohne dieses heute noch bestehende Leistungszentrum nicht möglich und denkbar gewesen. 

Tischtennis war einer der Eckpunkte im Leben des Peter Ilnyzckyj. Aufgrund seiner belesenen Natur und seiner zahlreichen nationalen und internationalen Kontakte verfügte er über die wohl größte TT-Bibliothek in Europa. Nach seinem Tode wurde die gesammelte Literatur von Lucie Ilnyzckyj dem Deutschen Tischtennis-Bund zur Verfügung gestellt.

Ein enger Vertrauter beschreibt Peter`s Charakter so: „Peter hat die Dinge, die er gemacht hat, immer sehr lange und intensiv mit sehr viel persönlichen Einsatz und Engagement erledigt, und dabei durch seine ruhige, besonnene und bescheidene Art immer auch für das sportliche und faire Miteinander gestanden. Dabei hat er stets „über den Tellerrand" geschaut und so im Odenwaldkreis viele Dinge zum Wohle seines Sportes auf den Weg gebracht."

 An der Trauerfeier am 18.06.2002 in Höchst nahm eine große Trauergemeinde Abschied von Peter, darunter auch viele Tischtennisfreunde aus „Nah und Fern". Bewegend waren hier die Trauerreden des Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Odenwaldkreis und auch des Vorsitzenden „seines TSV Höchst" Werner Kittel, die Peter über viele Jahre begleitet und mit ihm vor allem auch einen „guten Freund" verloren haben.

Bezeichnend für das Verhältnis von Peter Ilnyzckyj zu seinen Sportkameraden, aber auch zu seiner Sparkasse Odenwaldkreis ist sicherlich der Umstand, dass ihm ein nie da gewesenes internationales Turnier gewidmet wird, dem die Sparkasse auch in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit eine hohe finanzielle Unterstützung zukommen lässt.

Der Kreisvorstand Odenwald, aber wohl auch die ganze Tischtennislandschaft in Hessen hat mit Peter Ilnyzckyj im Jahre 2002 einen großen Sportler und in jeder Hinsicht vorbildlichen Funktionär verloren.

"Zu seinem Gedenken wollen wir von nun an jährlich ein großes Turnier veranstalten. Wer, wenn nicht Peter, soll dies verdient haben", lautet der einstimmige Kreistagsbeschluss zur Einrichtung des Turniers.

 

 

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