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Einzelsport Jugend   Sonstiges  

07. Februar 2024
Vorschlag: Tisch-Schiedsrichter bei Meisterschaften

Nicht immer klappt das mit dem Zählen, nicht immer sind sich beide Spieler einig, und manchmal weiß keiner mehr, wie es im Match steht …

Wieland Speer, Tischtennis-Diplomtrainer und engagierter Tischtennis-Funktionär, hat sich nach einigen Beobachtungen und Diskussionen bei den Kreisjahrgangsmeisterschaften des Kreises Offenbach so seine Gedanken gemacht. Nachdem bereits vor Ort einige Diskussionen mit anwesenden Trainern stattfanden, fasste Wieland seine Gedanken in einem offenen Brief zusammen. Mit seiner Zustimmung veröffentlichen wir hier den Brief, um eine Diskussion auf breiter Basis zu ermöglichen:

 Liebe TT-Freunde,

 als ich 1975 mit dem Tischtennis im Verein angefangen hatte, wurde am Tisch gezählt. Bei den Punktspielen stand immer einer aus den beteiligten Mannschaften auf Netzhöhe und war der jeweilige Tisch-Schiedsrichter. Bei Turnieren musste immer der Verlierer am Tisch bleiben und gleich das nächste Spiel an diesem Tisch zählen.

Wir Kinder lernten dadurch ganz automatisch und quasi nebenbei einige wichtige Regeln - spielerisch sozusagen. Wir gehörten dazu und trugen etwas zum Gelingen einer Veranstaltung bei. Wir lernten Neutralität, Verantwortung, Fairplay, Organisation sowie manches mehr und gaben der kleinen TT-Gemeinschaft etwas zurück - unser erstes Ehrenamt?! Das tat auch niemandem weh, es war ganz normal. Die Zuschauer (meistens Eltern) in den Hallen hatten den Vorteil das Spiel leichter zu verfolgen, weil der neutrale Schiedsrichter am Tisch deutlich sprechen musste, es sei denn, es gab Zählgeräte - dann konnte man das Ergebnis sogar sehen.

 Heute (gestern bei den Kreisjahrgangsmeisterschaften* und zuvor auch bei anderen Basis-Veranstaltungen) spielen die Kinder ohne Schiedsrichter und ich sehe in den Hallen viele (besonders auch neue) Eltern, Funktionäre und natürlich auch Betreuer, die gar nicht wissen, wie es steht, weil oft keine Schiedsrichter an den Tischen stehen. Die Spieler zählen selbst, oft leise und kaum hörbar. Manche Kinder, Eltern und Betreuer kennen auch gar nicht die Regeln. Hinzu kommt, dass wir immer weniger ausgebildete Schiedsrichter haben. 

 Vielleicht könnten wir durch die "neuen alten" Tisch-Schiedsrichter leichter wieder neue interessierte Kreis-Schiedsrichter gewinnen. Nebenbei könnten die Verlierer am Tisch auch noch kurz erstmal ihre Niederlage "verdauen" und werden nicht gleich "fertig gemacht" von "überehrgeizigen" Eltern oder Betreuern. Aus Niederlagen kann man schließlich auch lernen und sie gehören zum Leben dazu! 

 Ein Versuch wäre es doch wert - oder...

 Und unsere Gesellschaft könnte auch profitieren: "Nicht nur nehmen, sondern auch geben - hilft uns allen!" Manche Dinge waren früher nicht verkehrt. Wenn viele Menschen etwas kleines gutes tun, verändert das auch die Welt positiv.

Ich würde mich sehr freuen, wenn an vielen Stellen der TT-Szene die Verantwortlichen das aufgreifen und bald umsetzen würden.

 …

 Viele Grüße und bleibt gesund

Wieland Speer

(ein Tischtennis-Fan)

 

 Diskussion ausdrücklich erwünscht, Meinungen bitte an wiespeer@gmail.com


Kommentar von Harald Petzl (TSV Erlenbach):

"Hi,

hier "kurz" Erfahrungen zu dem Thema, da auch bei Jugendveranstaltung im Odw. "angesprochen":

Bei den hess. Jahrgangsmeisterschaften 2023, also eine der TOP- Veranstaltungen des Verbandes wurden in der Gruppe die Spieler/innen aufgefordert, nach je 2 Punkten (Wechsel des Aufschlagsrecht) die Zahlen am Zählgerät umzublättern, da keine SRaT zur Verfügung stehen.

Das dies den Spielrhythmus der meisten TN unterbrochen hätte, da "Neuland" steht außer Frage, interessierte die Turnierleitung (RL Jugend) nicht.

Die Jugend Ressortleiterin des hess. TT Verbandes erläuterte bei der Begrüßung, dass dies bei den Kaderspielerin Usus wäre und so die Zuschauer über den Spielstand informiert würden.

 

Zur Klarstellung:

Die Kinder hatten sich sportlich (spielerisch) für diese Meisterschaft qualifiziert um TT zu spielen, nicht als SRaT Gehilfe eingesetzt zu werden.

Das ab der K.O. Phase der Verlierer zählen sollte (wurde umgesetzt und aufgerufen) war auch zweischneidig, da 50% "verschont" wurden (je bekannter desto seltener - Zufall?).

Bei Top Veranstaltungen wie der HEM (meist die gleichen Spieler/innen wie HJM und HRL) werden einige der 250 lizenzierten SR des Verbandes eingesetzt (Kostenfaktor).

Jedoch werden die Regeln insbesondere Aufschlag sehr unterschiedlich ausgelegt, je nachdem wer am Tisch sitzt (steht) bzw. wer spielt (bekannt oder nicht).

Da, um die SR-Lizenz zu erhalten (Strafen für Vereine bei Nichterfüllung), das Wort "soll" 3 Einsätze pro Jahr in "muss" in der SR Ordnung ersetzt wurde, nahm die Anzahl der SR in Hessen deutlich ab.

Mir ist bekannt warum dies Anpassung erfolgte, da mein Kreis damals 29 SR hatte, die in den umliegenden Kreisen aushelfen sollen (von KEM bis Ober- Regionalliga), diese Vorgabe ging nach hinten los, SR haben aufgehört, da Sie KSR Odenwald waren und nicht die Versäumnisse in F, OF, BS, GG und Da/Di. kaschieren wollten.

Da es bedingt durch die Änderung der Coaching Regeln (vorher nur in den Satzpausen - sonst  gelbe und rote Karte) kaum noch Betreuer/innen gibt, die die Funktion des SRaT übernehmen wollen (befürchten Nachteile?), wird es heutzutage immer schwieriger Personen zu finden.

 

Da der HTTV bei Mannschaftswettbewerben bei Kreis, Bezirks und auf Hessenebene selbst auf die nach WO verpflichtenden Spielstände (Tafeln)  verzichtet, ein als OSR eingesetzter NSR im letzten Jahr, eine mitgebrachte Tafel in der Box verweigern wollte und ersten nachdem die WO Stelle zitiert würde "abrauschte" spricht nicht für Informationswillen.

Ein Lösungsansatz bei U9, U11 und U13, meist überschaubare Felder, der Ausrichter setzt pro SR am Tisch (Jugend oder Aktive) ein und erhält pro Person zusätzlich Finanzmittel (Dokumentation OSR Bericht).

Die Gegenfinanzierung erfolgt aus den Strafen für Nichterfüllung der Schiedsrichterpflicht ab Kreisliga, die der hess. TT Verband einzieht.

Das nicht genügend Personal vorhanden ist um diese Aufgabe zu stemmen wird als Argument kommen, nur ausprobieren wäre zuerst angesagt.

Dass das Model Verlierer zählt, in Gruppenphase mit 4 / 5 mathematische nicht funktioniert bzw. bei 6 TN 2 zählen 4 spielen zeitlich zu massiven Verzögerungen kommt, setze ich als bekannt voraus.

Daher lasst sich die Betreuer / Eltern einigen (am Anfang der Spielklasse Hinweis), dass eine(r) zählt, sollte nicht so schwierig sein, ich biete es auch bei Bezirks und Hessen Turnieren an.

Das bei vielen Veranstaltungen (Kreis/Bezirk) nur 2 Tische (Boxen) mit Zähltischen ausgestattet sind, ist mittlerweile Standard und damit Teil des Problems.

Da selbst das schwarze Hemd getragen (als KSRW 29 SR damals im Kreis) und freiwillig zurückgegeben (mytt sei Danke), ist mir dies alles bekannt.

Die einfachste Lösung, Betreuer, ist nach wie vor die beste (wenn fair die Aufschlagsregelung angewendet bzw.  ignoriert wird).

 

Gruß Harald Petzl

 

 

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