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Deutsche Meisterschaften bei den Hessischen Behindertensportlern

(se) Jubel und Enttäuschung bei den Hessischen Behindertensportler im Tischtennis bei den Deutschen Meisterschaften in Neuenstein (Württemberg).
Thorsten Schwinn verteidigt souverän den Titel in seiner Wettkampfklasse, Dieter Meyer überrascht mit dem 3. Platz in der Offenen Klasse, aber trotzdem kam für Beide das Knock-out für die Paralympics in Peking!

Der Hessische Behindertensport im Bereich Tischtennis boomt und die Teilnehmerzahl aus dem Hessischen Landesverband steigt und steigt. So gingen diesmal 12 Starter aus dem Landesverband an den Start. Eine rundum gelungene Veranstaltung verfolgten am Finaltag die rund 120 Sportler und 200 Zuschauer.

In der Doppelkonkurrenz waren aufgrund der durch die Ausfälle notwendigen Improvisation für die hessischen Konstellation frühzeitig Schluss, lediglich Uwe Röder (TV Roßdorf) schaffte zusammen mit seinem Freund Rainer Adams (BSG Wuppertal) den Einzug ins Viertelfinale.

Bei den Damen konnten keine zählbaren Erfolge eingefahren, sondern Daniela Westendorf (TV Roßdorf), die teilweise mit Belagproblemen zu kämpfen hatte, und Petra Bauer (TTG Büßfeld/TTC Staffel) konnten im Einzel und Doppel zwar teilweise gute Leistungen zeigen, blieben aber in der entscheidenden Phase glücklos und ohne Medaillenplatz.

Volker Kurz (VSG Weilburg/STV Drommershausen) gewann in der stark besetzten Wettkampfklasse 9 ein Match, scheiterte aber dann mit knappen Niederlagen als Gruppendritter.

In der Wettkampfklasse 6 (starke Bein- u. Armbehinderung) standen die Büßfelder Jens Schmidt und Christian Fein trotz teilweise ansprechender Leistung auf verlorenem Posten, aber auch die beiden jungen Akteure klatschten sich nach ihrem Ausscheiden für die Mannschaftskameraden die Hände wund. Der Deutscher Meister hieß nach 14:12 im Entscheidungssatz gegen Rainer Schmidt (BSG Offenburg) wieder einmal Daniel Arnold (BSV München).

In der Wettkampfklasse 7 (schwere Behinderung am Schlagarm oder Bein) waren insgesamt vier Starter für Hessen am Start. Der Büßfelder Youngster Christoph Winkler, der Langenselbolder Neuling Andreas Henß und der Roßdorfer Routinier Uwe Röder zeigten teilweise sehr gute Leistungen in der Gruppenphase und brachten einige sehr erfahrene und höher eingeschätzte Gegner an den Rand der Niederlage, aber alle mussten bereits nach den Gruppenspielen den Schläger wegpacken. Der letztmals für die KSG Unterreichenbach startende Dieter Meyer zeigte in der Gruppenphase und im Viertelfinale eine überzeugende Leistung und gewann alle Spiele ohne Satzverlust. In seinem einzigen "schlechteren Spiel" im Turnier verlor er gegen den Lokalmatadoren Thomas Kurfeß (VSG Ulm-Söflingen), der verdient diese Partie für sich entschied. Im Spiel um Platz 3 gewann Meyer sein zweites Spiel gegen Udo Webel mit 3:0 Sätzen deutlich. Im Endspiel setzte sich der Topfavorit Jochen Wollmert (BSG Köln) gegen Thomas Kurfeß durch.

In der Wettkampfklasse 8 (Behinderung der Beine; oder mäßige Behinderung des Schlagarmes; oder Hemiplegie/Diplegie mit einem gut tauglichen Spielarm) waren Klaus Kehl (TTG Büßfeld) und Mateusz Kork (SC Steinberg/TTG Büßfeld) trotz starker Leistungen nur Statisten bei der "One Man Show" des Thorsten Schwinn, denn der für die TG Obertshausen startende Ausnahmeathlet dominierte die gesamte Konkurrenz sehr deutlich und ließ in allen seinen Begegnungen dem Gegenüber nicht den Hauch einer Chance; lediglich Günter Wernz (TTC Langen) konnte den späteren Sieger mit seinem gefährlichen und taktisch-cleveren Spiel etwas ärgern. Thorsten Schwinn hat mit dem 6. Erfolg in den letzten sieben Jahren deutlich demonstriert, dass er die absolute Nr. 1 in dieser Wettkampfklasse in Deutschland ist.

In der Offenen Klassen sorgten Dieter Meyer und Thorsten Schwinn dann zum Abschluss der Veranstaltung für ein weiteres hessisches Highlight. Beide marschierten gegen teilweise höher eingeschätzte Spieler bis ins Halbfinale und unterlagen dort trotz guter Leistung dem späteren Deutschen Meister Julian Pagnotta (BSG Paderborn) und Jan Brinkmann (BS Solingen) knapp mit 1:3 Sätzen. Im Spiel um den dritten Platz machte Dieter Meyer dann den frischeren Eindruck und konnte nach deutlichem Verlust des ersten Satzes Thorsten Schwinn letztendlich mit 3:1 besiegen. "Das Turnier war mit Abstand das Beste auf nationaler Ebene, lediglich mein Halbfinale in der Einzelkonkurrenz der WK 7 war nicht so toll. Aber der Gewinn der Bronze-Medaille in der Offenen Klasse und die Siege gegen ehemalige und amtierende Deutsche Meister der WK 8 und WK 9 sowie Erfolge gegen Spieler der WK 10 sehe ich als meinen größten Erfolg auf nationaler Ebene", resümiert Meyer. und fügt ein großes Lob den Spieler und Betreuern von der TTG Büßfeld hinzu. "Sie waren sehr wichtig für das Klima innerhalb des hessischen Teams, denn sie gaben von der Bande aus Gas".

Thorsten Schwinn musste bereits im Vorfeld der Meisterschaften bitter erfahren, vom DBS-Cheftrainer Tischtennis nicht für Olympia nominiert zu werden. Trotzdem setzte er ein sportliches Ausrufezeichen. Bravo Thorsten! Dieter Meyer erfuhr erst jetzt auf Umwegen von seiner Nichtberücksichtigung. Äußerst kritisch wertet der hessische Fachwart Rolf Beck das derzeitige Nominierungsverfahren des DBS zu internationalen Veranstaltungen, wie z.B. den Paralympics. Denn die Tatsache, dass sich in der sportlich am höchsten zu bewertenden Offenen Klasse unter den Letzten Vier ausgerechnet die Spieler befinden - darunter auch der sechsfache Deutsche Meister Thorsten Schwinn und Dieter Meyer -, die bei der Meldung zu den Paralympics durch das fragwürdige Nominierungsverfahren gefallen sind, spricht wenig für die Objektivität und Qualität der Auswahlkriterien. Hinzu kommt noch die mangelnde Kommunikationsfähigkeit des Tischtennis-Cheftrainers des DBS sich mit den betroffenen Aktiven auszusprechen und seine Entscheidungsgründe für die Nichtnominierung offenzulegen. Außerdem muß festgestellt werden, dass der verantwortliche Trainer weder zur konstruktiven Zusammenarbeit mit den Landesverbänden - hier insbesondere mit regionalen Stützpunkten, wie z.B. dem Hessischen - in der Lage ist, noch zur Selbstkritik fähig erscheint. Dazu ist aber aus sportpolitischer Sicht erheblicher Klärungsbedarf angesagt und der Landesverband Hessen wird auf der anstehenden Vollversammlung der DBS Fachabteilung entsprechend intervenieren.


gez. Rolf Beck
Fachwart Tischtennis HBRS

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