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Fulda schlägt den Rekordmeister und steht in den Play-Offs

(ro). Großer Tag für den TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell: im Zielfinish hat sich die Waldner-Truppe gegen den Rivalen aus Plüderhausen im Fernduell um den vierten Play-Off-Platz durchgesetzt. Dazu mussten die Osthessen allerdings Rekordmeister und DTTL-Primus Düsseldorf bezwingen, was sie mit 3:0 eindrucksvoll bewerkstelligten - nicht zuletzt aufgrund eines überragenden Wang Xi (Foto), der mit seinem Auftaktsieg gegen Christian Süß sein Team auf Siegeskurs brachte.

TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell - Borussia Düsseldorf 3:0

Erste Rückrunden-Niederlage des Rekordmeisters - und das am letzten Spieltag! Die Osthessen haben ihr großes Saisonziel, den erneuten Einzug in die Play-Off-Runde, nach einer sehr guten Rückserie mit sechs Siegen und nur zwei Niederlagen erreicht. Allerdings blieb es eine hauchdünne Angelegenheit, da das bis zum Ende punktgleiche Sensationsteam aus Plüderhausen das Play-Off-Rennen lange offen hielt. Dabei hatte Maberzell die auf dem Papier deutlich schwierigere Aufgabe vor der Brust und musste schon dem in der Rückrunde bis dahin ungeschlagenen Rekordmeister und Ligaprimus Düsseldorf einen sportlichen Kinnhaken verpassen, um sich im Mai erneut zweimal mit den Rheinländern duellieren zu dürfen. Diese werden dann nicht nochmals auf Timo Boll verzichten können und wollen. Immerhin hat Fulda nun zum ersten Mal gegen die schier übermächtige Borussia als Sieger den Tisch verlassen und muss künftig nicht mehr über Gebühr vor dem vormaligen Angstgegner zittern. Und wie sich heute WANG Xi (Foto), Robert SVENSSON und "Oldie" Jan-Ove WALDNER in das schwierige Match, bei dem so viel auf dem Spiel stand, förmlich hineingebissen haben, das hatte schon etwas und gebietet Hochachtung.

Zunächst musste sich Defensivstratege WANG dem deutschen Nationalspieler und Weltranglistensiebenundzwanzigsten Christian SÜß stellen, der im Jahr 2009 in Ligaspielen noch ungeschlagen war (7:0). Zudem hatte der 25-jährige Asiate den rotblonden Westfalen noch nie zuvor bezwingen können. Doch er holte alles aus sich heraus und behielt im Eröffnungs-Thriller die Oberhand, obwohl es anfänglich gar nicht gut ausgesehen hatte - 7:11, 13:15, 11:8, 11:7, 14:12 hieß es am Ende unter dem tosenden Applaus der rund 1.000 Fans für den hageren Chinesen, der seine Rückrundenbilanz damit auf 8:2 ausbaute. Robert SVENSSON ging anschließend als klarer Außenseiter in das Spiel gegen den Weltranglistensiebzehnten Dimitrij OVTCHAROV - doch man weiß, dass Waldners Landsmann über eine vorbildliche Kampfmoral verfügt und als echter Teamplayer nicht selten über sich hinauswächst, wenn er eine Chance sieht, seinen Mitspielern zu helfen. Und diese Gelegenheit ergab sich auch im Match gegen den anfänglich klar dominierenden "Dima", das der Linkshänder ab Satz drei zu seinen Gunsten drehte. SVENSSON siegte schließlich in einem Fünfsatzkrimi, der für Zeitgenossen mit schwachen Nerven gänzlich ungeeignet war, mit 4:11, 9:11, 11:8, 11:9, 12:10.

Eine beruhigende 2:0-Pausenführung schlug für den hessischen Play-Off-Aspiranten zu Buche, während es zu diesem Zeitpunkt nicht gerade nach einem Erfolg des Rivalen aus dem "Ländle" aussah, dessen Leitwolf KARAKASEVIC gegen KEEN den kürzeren gezogen hatte. Am Ende schlug Plüderhausen Werder Bremen zwar doch noch 3:2, jedoch nützte das dem ETTU-Cup-Sieger nichts mehr, da er aufgrund des schlechteren Spielverhältnisses hinter Fulda blieb. Natürlich fokussierte auch die TTC-Führungsriege um Stefan FRAUENHOLZ stets mit einem Auge den Liveticker, obwohl man zuvor versichert hatte, sich erst nach Spielende mit dem Konkurrenten beschäftigen zu wollen.

Mit zwei Siegen seiner Crew im Rücken, die beide vorher nicht einzuplanen waren, konnte Tischtennis-Legende Jan-Ove WALDNER gegen den knapp halb so alten Marcos FREITAS natürlich locker und souverän auftreten. Und der große Meister ließ tatsächlich nichts mehr anbrennen gegen den 21-jährigen Portugiesen, der zurück nach Jülich geht, weil ihm der Erwartungsdruck in Düsseldorf zu hoch war. 11:8, 11:9, 11:9 hieß es am Ende für den gereiften Publikumsmagneten mit dem goldenen Händchen - nicht überdeutlich aber dennoch so souverän herausgespielt, dass kaum einer zwischenzeitlich ins Grübeln geriet. Man hatte stets den Eindruck, dass "Waldi" die Punkte schon machen würde, wenn er sie dringend brauchte.

Nach insgesamt 140 Minuten war der Tabellenerste besiegt und halb Fulda stand Kopf, das auf dem besten Weg ist, zu einer Tischtennis-Stadt zu werden. Dort darf man nun erst einmal die Sektkorken knallen lassen, da man es geschafft hat, sich als erneuter Halbfinalist in der Spitzengruppe von Europas stärkster Tischtennisliga zu etablieren. Mit frisch gestärktem Selbstbewusstsein sieht man nun den weiteren Duellen mit dem Rekordchampion recht gelassen entgegen. Zwei schlagzeilenträchtige Begegnungen stehen bevor, in denen man rein gar nichts zu verlieren hat, aber durchaus etwas gewinnen könnte gegen die Ausnahmetruppe aus dem Rheinland, die - bei der Klasse ihres Kaders - zum Meistertitel nahezu verdammt ist und sich zudem die europäische Krone in der Champions League aufsetzen möchte.

In diesem Sinne begriff Borussia-Manager Andreas PREUß die Niederlage auch als Warnschuss vor den Bug: "Timo hin oder her, wir müssen im Halbfinale mächtig aufpassen. Jede einzelne Begegnung ist offen. Außerdem kommt der Unsicherheitsfaktor WM dazu. Vieles hängt davon ab, wie die Jungs in Japan spielen."

Ein hocherfreuter Stefan FRAUENHOLZ, Vorsitzender und Manager des osthessischen Klubs, lobte dagegen die Leistung seiner Mannschaft, die er auch als Bestätigung der eigenen Arbeit ansieht: "Jetzt sind wir natürlich total happy und werden ausgiebig feiern. Nach dem Fehlstart mit 0:8 Punkten war es einfach sensationell, was dann kam und wie die Truppe zusammengewachsen ist. Wir haben ja danach 18:6 Punkte in Folge gemacht. Das Team hat auch heute wieder unbändigen Siegeswillen gezeigt. Wenn man nach 0:2-Satzrückständen in derart wichtigen Spielen immer wieder zurückkommt, zeugt das von einer tollen kämpferischen Einstellung. Die Düsseldorfer waren richtig motiviert, die haben uns keinen einzigen Ball geschenkt. Wir mussten uns jeden einzelnen Punkt hart erkämpfen. Dieser Erfolg gibt uns einen weiteren großen Schub. Nach der anfänglichen Kritik - nach dem Fehlstart hatten uns manche vorgeworfen, wir hätten die falschen Spieler geholt - war der heutige Tag natürlich auch eine Bestätigung unseres Weges und unserer Arbeit."

Text & Foto: Dr. Stephan Roscher

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