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DTTL: Erster Saisonsieg für die TG Hanau

Bremen (ro). Na also, es geht doch! Dank eines starken Jörg Roßkopf (Foto) sowie eines überzeugenden Ruwen Filus siegte die TG Hanau mit 3:1 bei Werder Bremen und gab damit die Rote Laterne ab.

SV Werder Bremen - TG 1837 Hanau 1:3

Die 460 Kilometer weite Anreise hat sich gelohnt, die TG Hanau brachte zwei wichtige Punkte aus Bremen mit - der erste Sieg für den Liganeuling im Profitischtennis überhaupt! Mit 3:1 setzten sich die Hessen an der Weser durch dank eines überragenden Jörg Roßkopf, der die aktuellen Nationalspieler Lars Hielscher (Deutschland) und Jens Lundquist (Schweden) schlug, und eines Ruwen Filus in EM-Form, der das eminent wichtige Auftakteinzel mit 3:2 gegen Lundquist für sich entscheiden konnte. Für den SV Werder punktete lediglich der Japaner Taku Takakiwa gegen Hanaus "Chiang-Ersatz" Lee Jung Sam.

680 Zuschauer waren in den Sportturm der Bremer Universität gekommen, um ihren SV Werder gegen "Rossi" & Co. siegen zu sehen. Doch der Außenseiter aus dem Rhein-Main-Gebiet hatte den besseren Start und legte vor: EM-Viertelfinalist Ruwen Filus gewann 3:2 gegen Jens Lundquist, immerhin aktueller schwedischer Nationalspieler und in der Weltrangliste (58.) um 75 Plätze besser positioniert als der 21-jährige Deutsche (133.). Es war ein enges Match zwischen dem Hanauer Defensivkünstler und dem wuchtig angreifenden, robusten Skandinavier, der nach drei Durchgängen in Front lag (11:7, 10:12,12:10). Doch dann wurde Filus immer besser und erzwang zunehmend Fehler seines Kontrahenten. Mit 11:4 und 11:6 gewann der TGH-Spieler die Sätze vier und fünf zum umjubelten 1:0 für sein Team. Es war im übrigen der erste DTTL-Einzelsieg von Filus seit dem 30. August 2008! Hanau wollte nachlegen. Dazu musste aber der bis dahin noch sieglose Jörg Roßkopf den aktuellen DTTB-Nationalspieler Lars Hielscher, der ebenfalls noch leer ausgegangen war, schlagen. Beiden merkte man eine gewisse Nervosität an, mit der "Rossi" aber in den entscheidenden Phasen besser fertig wurde als sein Gegner, der hinterher auch freimütig einräumte: "Wenn man gut trainiert hat, eigentlich in Form ist und trotzdem seine Spiele nicht gewinnt, glaubt man unbewusst nicht mehr so an seine Siegchance und traut sich weniger zu." Roßkopf traute sich immerhin dann etwas zu, wenn es um die Wurst ging. Am Ende dieses Spiels auf des Messers Schneide hatte "Mr. Tischtennis" mit 4:11, 11:2, 9:11, 11:8 und 14:12 die Nase vorne. Sichtlich erleichtert nahm der TGH-Routinier die Glückwünsche seiner Mitspieler entgegen. Mit einem 2:0 ging man zum Pausentee - das klingt beruhigend, ist aber im Tischtennis auch rasch wieder verspielt.

Dann der mit großer Spannung erwartete Auftritt von Hanaus Koreaner Lee Jung Sam, der sich schon eine Dreiviertelstunde vor seinem Auftritt sichtbar nervös an einem Tisch im Halleneck mit "Trockenübungen" vorbereitete. Mit dem jungen Japaner Taku Takakiwa bekam es Lee allerdings mit dem derzeit wohl stärksten Bremer zu tun. Takakiwa setzte sich schließlich auch mit 3:0 gegen Hanaus Chiang-Ersatz durch. Der hochgewachsene asiatische Linkshänder im TGH-Dress, der im Penholdergriff spielt, beeindruckte zwar durch eine imponierende Vorhand, produzierte aber eindeutig zu viele "unforced Errors". Seine torpedoartigen Angriffsschläge waren für seinen Kontrahenten kaum zu blocken, doch spielte Takakiwa den entscheidenden Tick sicherer, so dass das Bundesligadebüt des Südkoreaners, der in jedem Satz eine greifbare Siegchance hatte, nicht von Erfolg gekrönt war (9:11, 11:13, 8:11). Helmut Hampl wollte aber nicht den Stab über Lee brechen: "Als er vor einer Woche zu uns kam, war er schlechter als heute. Wenn er noch eine Weile mit uns trainieren könnte, wäre er bald ein richtig Guter." Nun sollte es "Rossi" richten und der 40-Jährige war an diesem Sonntag wirklich nicht zu schlagen, zumal er nach dem Sieg über Hielscher mit spürbar gestiegenem Selbstvertrauen an den Tisch ging. Hanaus Tischtennis-Promi setzte sich auch gegen den zunehmend mit sich hadernden Lundquist durch, wenngleich es erneut sehr eng war (14:12, 11:9, 8:11, 12:10). Als Roßkopf im vierten Satz einen 10:5-Vorsprung verspielt hatte, hielten alle Hanauer nochmals die Luft an, doch dann machte der Rekordnationalspieler doch alles klar.

Nach zwei Stunden und 34 Minuten war der Fluch der Sieglosigkeit gebrochen. Die TGH-Spieler und ihr Trainer genossen einige Minuten lang den Triumph, um dann demonstrativ wieder zur Tagesordnung überzugehen. Helmut Hampl: "Das war heute ein Sieg der gesamten Mannschaft, Jeder, auch die, die nicht zum Einsatz gekommen sind, haben ihren Teil dazu beigetragen, alles hat gepasst, so wie ich mir das vorstelle." Der Trainer stellte aber auch klar: "Gefeiert wird nicht, dazu gibt es nach vier Spieltagen überhaupt noch keinen Anlass. Wenn die Tabelle nach dem letzten Spieltag in unserem Sinne ist, dann darf gefeiert werden. Jetzt müssen wir weiter hart trainieren und uns gewissenhaft auf das Spiel gegen Jülich vorbereiten." Jörg Roßkopf: "Der heutige Sieg war natürlich ungeheuer wichtig für die Mannschaft, aber auch für einzelne Spieler wie Ruwen und mich, um nach den vorausgegangenen Niederlagen wieder Selbstvertrauen zu bekommen. Spielerisch kann ich noch zulegen, aber gegen Lundquist hatte ich schon mehr Selbstvertrauen als im ersten Match gegen Hielscher und habe in den wichtigen Momenten die Punkte gemacht. Jetzt gewinnen wir am Sonntag gegen Jülich und dann sieht alles schon viel besser aus." Auch Ruwen Filus zeigte sich zufrieden mit seinem Auftritt: "Ich habe heute von Anfang an sehr gut gespielt. Auch in den ganz engen Phasen habe ich klaren Kopf behalten und war der bessere Mann am Tisch. Deshalb habe ich auch verdient gewonnen. Unser erster Saisonsieg fühlt sich richtig gut an."

Die TGH ist nun punktgleich mit dem SV Werder und hat zunächst einmal die "Rote Laterne" an die Norddeutschen abgegeben. Die Hessen sehen wieder Land im Kampf um den Klassenerhalt. TGH-Coach Hampl gab noch sein jüngstes Erfolgsrezept preis: "Wir haben uns ganz gezielt auf dieses Spiel vorbereitet, haben viele Gespräche mit den Spielern geführt und sind einen Tag früher angereist. Das hat sich ausgezahlt. Unsere Spieler waren irgendwie frischer und besser konzentriert am Tisch. Das sollten wir auch in Zukunft so machen."

Am kommenden Sonntag um 16 Uhr kommt es nun in der Main-Kinzig-Halle zu einem der wichtigsten Saisonspiele, dem vermutlichen Abstiegsthriller gegen den TTC Jülich, dem - trotz oft nicht überragender personeller Substanz - der Ruf anhaftet, "unabsteigbar" zu sein. Mit dem 25-jährigen Linkshänder aus Singapur Yang Zi, der als einer der besten Doppelspieler der Welt gilt, hat man nun einen sehr starken Spitzenspieler in seinen Reihen. Hanau muss versuchen, dem mit Sicherheit an Position eins nominierten Yang wenigstens ein Einzel abzuknöpfen, sonst wird es sehr, sehr eng, da die Teamkollegen des Asiaten zwar allesamt keine Überflieger, aber doch hier und da für Überraschungspunkte gut sind.

Text & Foto: Dr. Stephan Roscher

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